Interview

Fabio Di Giannantonio – Eat. Sleep. Ride. Repeat.

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Fabio Di Giannantonio, Gresini Racing Team

Beginnen wir ganz am Anfang. Wie bist du zum Motorsport gekommen?

"Ich begann mit dem Rennsport als ich etwa 5 Jahre alt war. Damals habe ich mit meinem Vater viele Rennen im Fernsehen angeschaut. Einmal sind wir zu einer kleinen Rennstrecke in der Nähe meines Elternhauses gefahren, und ich habe es aus reiner Neugierde ausprobiert und hatte einen Riesenspaß dabei. Von da an fingen meine Familie und ich an, Rennen zu fahren, einfach so zum Spaß. Am Wochenende sind wir mit einem Camper zu den Rennen gefahren. Es begann als Spiel und wurde zum Mittelpunkt meines Lebens."

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Zu welchen Fahrern hast du damals aufgeschaut und fahren einige von ihnen immer noch gegen dich?

"Ehrlich gesagt, ist es fantastisch, gegen die Fahrer anzutreten, die ich vor ein paar Jahren im Fernsehen gesehen habe. Zum Beispiel Sam Lowes. Er war mein Teamkollege zu Beginn meiner Karriere. Er fuhr damals in der Moto2 und hat mir viele Ratschläge gegeben. Jetzt treten wir gegeneinander an. Nächstes Jahr in der MotoGP wird es unbeschreiblich sein, zu den Topfahrern zu gehören. Es gibt viele große Champions, wie Dovizioso und Márquez, die ich als kleines Kind im Fernsehen gesehen habe. Ich habe davon geträumt, gegen sie zu fahren, und jetzt wird es Wirklichkeit."

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Nächstes Jahr startest du ein neues Abenteuer auf einer Gresini Ducati MotoGP-Maschine. Was sind deine Gefühle dabei? Freust du dich darauf, dieses Biest zu fahren oder hast du Angst?

"Sicherlich wird es ein unglaubliches Gefühl sein und sehr emotional, besonders als Italiener auf einer Ducati. Ein Traum wird wahr. Die ersten Runden werden etwas sein, an das ich mich für den Rest meines Lebens erinnern werde. Ich habe keine Angst, ich träume nur davon. Ich kann es kaum erwarten, die Moto-GP-Ducati zu fahren. Das wird ein großer Schritt für mich sein."

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In den kleineren Klassen hattest du immer mit deinem Gewicht zu kämpfen, weil du ziemlich groß bist. Das sollte in der MotoGP nicht so wichtig sein. Wir vermuten also, dass es eine große Pasta-Party gab, als dein MotoGP-Ducati-Vertrag gesichert war? Wirst du dein Training ändern, um dich auf die große Maschine vorzubereiten?

"Das stimmt, ich hatte in den kleineren Klassen immer mit meinem Gewicht zu kämpfen, weil ich ein ziemlich großer Kerl bin. Leider ist das Gewicht in der MotoGP aus vielerlei Gründen auch wichtig. Ich fürchte also, dass ich noch immer ein Auge auf mein Gewicht werfen muss. Für das Training werde ich nichts Besonderes ändern. Das Ziel ist es, in jeder Hinsicht schneller und stärker zu werden um ein besserer Athlet zu sein. Aber Nudelpartys wird es auf jeden Fall geben. Manchmal braucht man eine Pasta-Party mit Freunden!"

Erzähle uns ein wenig über dein Training. Wir sehen dich nur am Wochenende auf der Rennstrecke, aber daneben muss ja noch eine Menge los sein. Wie sieht dein normaler Wochenablauf aus?

"Das Training ist eine der wichtigsten Aufgaben jedes Fahrers. Das ist die Zeit, in der man sich auf das nächste Wochenende konzentriert und fokussiert. Normalerweise gehe ich in ein Fitnessstudio, wo ich mich mit meinem Trainer treffe. Ich trainiere viel mit CrossFit-Übungen, aber mit leichten Gewichten, damit ich nicht zu viele Muskeln aufbaue. Wie gesagt, ich muss das Ge­wicht im Auge behalten. Ich mache viel Ausdauertraining, wie Laufen und Fahrradfahren. Ich fahre etwas Motocross und Flat Track, aber das Training im Fitnessstudio macht den größten Teil aus."

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Wie sieht es mit mentalem Training aus? Obwohl der Motorradrennsport immer noch als „Sport für harte Kerle” gilt, lastet ein unglaublicher Druck auf den Fahrern, und wir haben kürzlich gesehen, wie talentierte Fahrer damit zu kämpfen hatten. Hast Du dahingehend Unterstützung oder trainierst Du aktiv in diesem Bereich?

"Richtig, die mentale Komponente ist für einen Fahrer sehr wichtig. Ich trainiere nicht speziell oder mit einem Experten. Ich versuche einfach, mich mit Leuten zu umgeben, die ich mag und denen ich vertraue. Wie mein Assistent Fabio und mein Manager Diego. Diese Leute unterstützen mich bei jedem Rennen. Außerdem habe ich meinen Trainer zu Hause. Mit ihm kann ich über meine Gefühle sprechen und er gibt mir Tipps für mein Mindset."

Gemessen an der Zahl der beschädigten Helme bist du einer unserer Fahrer mit den wenigsten Stür­­­zen. Was waren deine schwersten Verletzun­­­­­­gen und wie gehst du generell damit um?

"Ehrlich? Das wusste ich gar nicht. Ich hoffe, ich kann so weitermachen. Ich hatte ein paar Stürze, aber zum Glück fahre ich den besten Kopfschutz. Ein Sturz ist nie schön, aber die Leidenschaft, Rennen zu fahren, ist immer stärker. Auch wenn es weh tut, ist der Wille, sich im Wettkampf zu verbessern, immer stärker. Ich kehre immer wieder auf das Motorrad zurück."

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Betreibst du neben dem Motorradsport auch andere Sportarten? Dein Manager ist sehr aktiv im Fußball. Hast du jemals daran gedacht, den Sport zu wechseln?

"Ich habe schon als kleines Kind Fußball gespielt, bis ich etwa 16 Jahre alt war. Ich habe auch viele andere Sportarten wie Kajak, Klettern, Judo und Schwimmen betrieben. Aber meinen jetzigen Sport werde ich definitiv nicht wechseln. Ich liebe Motorsport, Rennen und vor allem Motorradrennen. Abgesehen davon ist es natürlich gut, Diego als Manager zu haben und von seinem Wissen über andere Sportarten zu profitieren."

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Von außen betrachtet sieht das Leben im Fahrer­lager immer lustig aus. Kannst du dich mit den anderen Fahrern anfreunden oder ist das auf die­­­sem Wettkampfniveau unmöglich?

"Das Leben im Fahrerlager ist von Zeit zu Zeit etwas seltsam. Zu einigen Fahrern habe ich ein tolles Verhältnis, zu anderen etwas weniger. Aber es ist sehr schwierig, zu echten Freunden zu werden, wenn man gegeneinander fährt. Ich habe ein paar Leute an der Rennstrecke, mit denen ich gerne Zeit verbringe, aber Freunde habe ich zu Hause."

Soziale Medien sind für Fahrer heutzutage sehr wichtig für ihr öffentliches Auftreten und auch für ihre Sponsoren. Aber dieses Medium kann auch ein Alptraum sein. Wie reagierst du auf Hater oder Kritik?

"Richtig, gerade jetzt ist Social Media für einen Sportler sehr wichtig, um mit seinen Fans in Kontakt zu treten und seine Sponsoren zu repräsentieren. Natürlich gibt es immer Kritik, bis hin zu Hatern, aber für mich ist das nur ein Ansporn, ihnen das Gegenteil zu beweisen. Ich versuche also, etwas Schlechtes in etwas Positives umzuwandeln."

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Apropos soziale Medien: Mode scheint für dich sehr wichtig zu sein. Du wurdest in der Modeme­tropole Rom geboren und lebst dort. Was sind deine Pläne für die Zukunft?

"Ich liebe Mode wirklich, Mode ist eine große Leidenschaft von mir. Ich habe meine eigene Marke. Im Moment nur zum Spaß, aber mal sehen, was die Zukunft bringt. Vorerst muss ich mich auf meinen Job als Fahrer konzentrieren."

Wo siehst du die MotoGP in ein paar Jahren? Glaubst du, dass sie elektrisch sein wird? Hast du jemals ein E-Bike ausprobiert?

"Elektrofahrzeuge gewinnen immer mehr an Bedeutung. Ehrlich gesagt bin ich kein großer Fan davon, weil ich Motorräder mit Kolbenmotoren liebe. Wenn wir irgendwann in Zukunft in der MotoGP mit Elektro-Motorrädern fahren müssten, würde ich es auf jeden Fall tun. Es wäre gut für die Umwelt und es könnte sogar die Leistung der Motorräder erhöhen. Wer weiß?"

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Gefahren von den schnellsten Fahrern der Welt, ist der Shoei X-Spirit 3 das Instrument der Wahl wenn es um High End Performance geht.

Fabio fährt den Shoei X-Spirit 3

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